Sternenstaub
Mein lieber Sohn,
ich möchte in dieser Woche ein Thema ansprechen, das mich schon sehr lange beschäftigt und das in gewisser Weise unsere menschliche Existenz definiert: die Vergänglichkeit unseres Seins.
Eine Studie der ETH Zürich hat untersucht, wie kosmischer Staub auf die frühe Erde gelangt sein könnte und wie er zu den chemischen Prozessen beigetragen haben könnte, die für die Entstehung des Lebens notwendig waren. Mit Hilfe von Simulationen konnten sie zeigen, dass sich kosmischer Staub in großen Mengen in trockenen und eisigen Umgebungen angesammelt haben könnte, die möglicherweise einen fruchtbaren Boden für präbiotische, chemische Reaktionen boten. Also für die Vorläufer biologischen Lebens.
Ich verstehe mich als Agnostiker. Das bedeutet, dass ich mir der Grenzen unseres menschlichen Verständnisses bewusst bin, insbesondere in der Frage nach der Existenz eines Gottes und der Frage nach dem Danach. Ein Satz, der mich in diesem Zusammenhang besonders zum Nachdenken angeregt hat, stammt paradoxerweise ausgerechnet aus der Bibel: "Staub bist du und zu Staub kehrst du zurück." Diese Worte, die an die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens erinnern, sind für mich nicht nur eine Mahnung an unsere Sterblichkeit, sondern auch eine Einladung, das Leben in seiner Fülle und mit all seinen Facetten zu umarmen.
Das mag auf den ersten Blick ernüchternd wirken, doch verbirgt sich darin eine tiefgreifende Botschaft von Freiheit und Demut. Zu erkennen, dass wir alle aus demselben Stoff sind und letztendlich zu diesem zurückkehren, erdet. Es erinnert mich daran, dass unser Dasein, trotz all seiner Komplexität und Schönheit, ein flüchtiger Moment im unendlichen Tanz des Universums ist.
Diese Perspektive lädt uns ein, unser Leben mit Bedeutung zu füllen, die Gegenwart zu schätzen und die Verbindungen, die wir mit anderen Menschen und der Welt um uns herum knüpfen, zu pflegen. Sie mahnt uns, unser Ego beiseite zu legen und uns auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt im Leben: Liebe, Mitgefühl, Freude und Gelassenheit.
In Liebe, Papa.